No. 3

Newsletter No. 3 / Februar 2024

Bericht von der Ernte 2023

Unsere Oliven in Aris wurden zwischen dem 12. und 16. November geerntet. Das daraus erzeugte Öl schmeckt grasig, frisch und fruchtig, leicht mandelig und es hat einen intensiven dichten Geschmack. Geerntet wurde zu Viert; mein Bekannter Gazi mit seiner Frau und einer Bekannten waren die erfahrenen Olivenernter:innen, ich als Novize komplettierte das Team.

Nachdem die Netze auf dem Boden verlegt sind, werden die Oliven mit einem elektrischen, autobatteriebetriebenem Handrüttler, einer Art überdimensionaler Mistgabel mit pendelnden Zinken, aus den Bäumen geschüttelt. Die Kunst besteht darin, genau auszutachieren, wann welches Netz wohin gezogen wird, wann es von Oliven geleert wird und wer was wann tut: Ernten, Aufsammeln, Netze oder Batterien versetzen, Äste schneiden, beernten und aufschichten; ein gutes Zusammenspiel des Teams führt auch hier zu einem zügigen Ablauf.

Jeden Abend haben wir die Tagesernte dann über den Pass, der die Ebene von Kalamata von der Mani trennt, gebracht und diese in der Ölmühle Valavanis in Agios Nikolaos pressen lassen. Aber was heisst eigentlich gepresst? Wie das genau abläuft, habe ich euch im nächsten Artikel mal illustriert.

der Olivenhain im Januar 2023
Kalomon Oliven kurz nach der Ernte

Umstrukturierung

Bisher habe ich sowohl das Vermieten der Bäume, als auch den Verkauf des Öls und verwandter Produkte über das Einzelhandelsunternehmen vanimo abgewickelt. Anfang Juli wurde die vanimo Messinian Mani Foods GmbH als 2. Unternehmen gegründet, womit ich zwei Ziele verfolge: Zum Einen wollte ich verhindern, dass ich durch Vermietung von Bäumen und Verkauf von Öl, Oliven und anderen Spezialitäten über eine Umsatzgrenze rutsche, die mich dazu verpflichten würde, Mehrwertssteuer für die Baumverpachtung zu erheben. Dies hätte bei der Baumpacht entweder dazu geführt, dass es preislich für euch Pächter unattraktiv geworden wäre - oder für mich, wenn ich die 19% nicht auf meine Preise draufschlagen würde. Dazu ist der Anteil an verarbeiteten Produkte zuletzt gestiegen, insofern wollte ich durch die GmbH eine Haftungsbeschränkung erreichen, die ich beim Einzelunternehmen vanimo so nicht habe.

Zwei Starke Gründe also, die mich dann zum Notar getrieben haben. Für euch ändert sich übrigens nichts, denn die Baumpacht wird weiter über vanimo laufen, lediglich im Fall dass ihr Öl, Oliven oder andere Dinge zusätzlich kauft, wird die Rechnung künftig von der GmbH gestellt werden, denn die Produktion von SPezialitäten sowie den gesamten Vertrieb werde ich nun in die GmbH auslagern.

Ab Herbst soll es dann übrigens auch den lange geplanten Online-Shop geben, der gerade eingerichtet wird.

Bio-Zertifizierung

Was ich bisher noch etwas vor mir her geschoben habe, soll nun endlich Gestalt annehmen: Die Bio-Zertifizierung. Dass ich die Olivenhaine nach Bio-Maßstäben bewirtschafte war für mich in dem Moment klar, an dem ich mich dafür entschieden habe, Olivenöl selbst zu produzieren. Es gibt für mich schlicht keinen anderen Weg, um ein gutes und gesundes Lebensmittel wie Olivenöl zu erzeugen.

Aktuell bedeutet dies für mich die Verwendung von biologischem Dünger oder Bio-Komposterde, keinerlei Einsatz von Spritzmitteln oder jeglichen anderen Art von chemischen Stoffen, Häckseln des Abschnittes zur Erzeugung von eigenem Dünger, aber auch manuelle Ernte und Ausgleich von nicht-vermeidbaren CO²-Ausstoß bei Fahrten, Reisen, Verpackung oder Transporten. Was da noch hinzu kommt, werde ich im Laufe der Zertifizierung erfahren!

Im Oktober habe ich dann endlich die Zertifizierung bei der DIO Inspection and Certification Organization of Organic Products. Im ganzen wird diese Phase um die 3 Jahre dauern, nach der Bestandsaufnahme im Oktober werde ich in dieser Zeit begleitet und erhalte dann hoffentlich am Ende das Bio-Zertifikat, ich werde euch auf dem laufenden halten! Wer mehr darüber lesen möchte, kann dies hier tun.

Tapenade mit was drin: Ein Genuß!

Oliventapenade

In den vergangenen Monaten habe ich mich intensiv um die Vergrößerung meiner Produktpallette bemüht. Eine Sache, die mir dazu naturgemäß in den Sinn kam, war Oliventapenade. Die kennt vermutlich jeder, der schon mal in der Provence Urlaub gemacht hat.

In Griechenland wird diese oft als "Oliven Paste" verkauft. Aber es wäre ja langweilig, einfach nur Dinge nachzumachen, die andere schon gemacht haben. Daher habe ich von Anfang an das Ziel verfolgt, meine Tapenaden mit besonderen Geschmacksnoten zu versehen. Einem ersten Probelauf mit Kapern, Pezimezi (eingedickter Traubenmost) und anderem hier zu Hause folgte dann eine zweite Reihe in Griechenland. Als Favoriten haben sich dabei die Geschmacksrichtungen Zitrone (sehr frisch!), getrocknete Tomaten und Pesto (Basilikum mit Pinienkernen) herausgestellt, die nun in kleinen Serien produziert werden - mit reinen Zutaten und natürlich ohne all das, was niemand im Essen braucht: Zusatz-, Konservierungsstoffe oder Geschmacksverstärker.

Die so hergestellte Tapenade ist die perfekte Zutat für einen mediterranen Vorspeisenteller - pur auf frischen Weißbrot oder als Dip mit frischem Gemüse, auf dem Salat oder in der Pasta-Sauce.

Olivenölanbau in Messinien - Zahlenspiele

Olivenöl aus Messinien, auch bekannt als Kalamata-Olivenöl mit dem Label "g.U." der europäischen Union ist heute als eines der besten Olivenöle anerkannt. Wer die Region bereist, wird den Eindruck bekommen, durch einen einzigen riesigen Olivenhain zu fahren. Mich hat dabei zuletzt die Frage beschäftigt: Wieviel Kalamata-Olivenöl wird eigentlich produziert?

Also habe ich mich auf die (Google-)Suche begeben. In einem Artikel aus 12/21 wurde berichtet, das 2021 in ganz Griechenland ca. 200.000t Öl geerntet wurden, dazu ist die Rede von einem verringerten nationalem Ernteertrag um 20%. In einem anderen Artikel derselben Seite wird berichtet, dass in 2021 Messinien eine Ernte von 48.000t erwartet, also etwa ein Viertel des Olivenöls Griechenlands.

Mehrere Stellen schätzen, dass es in Griechenland 120-130 Millionen Olivenbäume gibt, die auf einer Fläche von mehr als 850.000 ha Land stehen, Tendenz steigend. Dies bedeutet, dass pro ha Anbaufläche ~150 Bäume stehen, bei uns sind es 160 auf 0,75 ha, obwohl die wirklich nicht dicht stehen.

Heruntergerechnet auf unsere 160 Bäume mit dem letztjährigen Ertrag von ~480kg Öl beträgt unser Anteil an der Ölerzeugung Messiniens also 0,001% - immerhin! Rechnet man die 4.5t Oliven, die wir 2022 geerntet haben mal hoch, so wurden 2021 in Messinien 450.000t Öl-Oliven geerntet. Zum Vergleich: Die Apfelernte in Baden-Württemberg betrug 2022 gut 400.000t

Olivenbäume von oben ©Peter Poete Photography