Newsletter No. 3 / Juli 2023
Bericht aus dem Olivenhain
Im Frühjahr wurden noch einige Arbeiten im Olivenhain erledigt. Dazu gehörte der Nachschnitt, bei dem überzählige Triebe herausgeschnitten werden, damit sich die Bäume auf wenige(r) Äste konzentrieren können. Gras und Kräuter, die im November bei der Ernte gerade anfingen, sich als erstes Grün nach dem heißen und trockenem Sommer aus dem Boden zu drücken, sind im Frühjahr so hoch gewachsen, dass es schon im April unmöglich war, sich auf der Fläche zu bewegen. An mein hehres Ziel, die abgeschnittenen Äste der letzten Ernte mit dem neu erworbenen Häcksler in Bio-Dünger zu verwandeln war daher nicht zu denken, alleine das Auffinden und Freilegen der Stapel, die im Herbst noch aufgeschichtet gut sichtbar waren, hätte viele Stunden gedauert.
Allerdings ist der hohe Bewuchs nicht nur störend, so stellt er für Vögel und Massen an Insekten ein Paradies dar! Ende Mai aber war der Bewuchs soweit abgetrocknet, dass der ökologische Wert nicht mehr gegeben war und ich einen bekannten Olivenbauer aus Messinien beauftragen konnte, den Bewuchs mit der traktorgezogenen Motorsense abzumähen. Es wird dieses Jahr also keine Bilder von einem verschwitzten Till geben, der versucht dem Bewuchs mit Hilfe des Freischneiders mitten im Hochsommers Herr zu werden!
Jetzt passiert erstmal nichts mehr, wir beobachten und hoffen auf eine gute Ernte!
Umstrukturierung
Bisher habe ich sowohl das Vermieten der Bäume, als auch den Verkauf des Öls und verwandter Produkte über das Einzelhandelsunternehmen vanimo abgewickelt. Anfang Juli wurde die vanimo Messinian Mani Foods GmbH als 2. Unternehmen gegründet, womit ich zwei Ziele verfolge: Zum Einen wollte ich verhindern, dass ich durch Vermietung von Bäumen und Verkauf von Öl, Oliven und anderen Spezialitäten über eine Umsatzgrenze rutsche, die mich dazu verpflichten würde, Mehrwertssteuer für die Baumverpachtung zu erheben. Dies hätte bei der Baumpacht entweder dazu geführt, dass es preislich für euch Pächter unattraktiv geworden wäre - oder für mich, wenn ich die 19% nicht auf meine Preise draufschlagen würde. Dazu ist der Anteil an verarbeiteten Produkte zuletzt gestiegen, insofern wollte ich durch die GmbH eine Haftungsbeschränkung erreichen, die ich beim Einzelunternehmen vanimo so nicht habe.
Zwei Starke Gründe also, die mich dann zum Notar getrieben haben. Für euch ändert sich übrigens nichts, denn die Baumpacht wird weiter über vanimo laufen, lediglich im Fall dass ihr Öl, Oliven oder andere Dinge zusätzlich kauft, wird die Rechnung künftig von der GmbH gestellt werden, denn die Produktion von SPezialitäten sowie den gesamten Vertrieb werde ich nun in die GmbH auslagern.
Ab Herbst soll es dann übrigens auch den lange geplanten Online-Shop geben, der gerade eingerichtet wird.
Bio-Zertifizierung
Was ich bisher noch etwas vor mir her geschoben habe, soll nun endlich Gestalt annehmen: Die Bio-Zertifizierung. Dass ich die Olivenhaine nach Bio-Maßstäben bewirtschafte war für mich in dem Moment klar, an dem ich mich dafür entschieden habe, Olivenöl selbst zu produzieren. Es gibt für mich schlicht keinen anderen Weg, um ein gutes und gesundes Lebensmittel wie Olivenöl zu erzeugen.
Aktuell bedeutet dies für mich die Verwendung von biologischem Dünger wie Bio-Komposterde oder Bio-Stallmist, keinerlei Einsatz von Spritzmitteln oder jeglicher Art von chemischen Stoffen, Häckseln des Abschnittes zur Erzeugung von eigenem Dünger, aber auch manuelle Ernte und Ausgleich von nicht-vermeidbaren CO²-Ausstoß bei Fahrten, Reisen, Verpackung oder Transporten. Was da noch hinzu kommt, werde ich im Laufe der Zertifizierung erfahren!
Ich denke aber, dass ich mit den Maßnahmen bereits gut gerüstet für die Beantragung einer Bio-Zertifizierung bei BIO HELLAS bin. Im ganzen wird diese Phase um die 3 Jahre dauern, nach einer Bestandsaufnahme werde ich in dieser Zeit begleitet und erhalte dann hoffentlich am Ende das Bio-Zertifikat, ich werde euch auf dem laufenden halten! Wer mehr darüber lesen möchte, kann dies hier tun.
Oliventapenade
In den vergangenen Monaten habe ich mich intensiv um die Vergrößerung meiner Produktpallette bemüht. Eine Sache, die mir dazu naturgemäß in den Sinn kam, war Oliventapenade. Die kennt vermutlich jeder, der schon mal in der Provence Urlaub gemacht hat.
In Griechenland wird diese oft als "Oliven Paste" verkauft. Aber es wäre ja langweilig, einfach nur Dinge nachzumachen, die andere schon gemacht haben. Daher habe ich von Anfang an das Ziel verfolgt, meine Tapenaden mit besonderen Geschmacksnoten zu versehen. Einem ersten Probelauf mit Kapern, Pezimezi (eingedickter Traubenmost) und anderem hier zu Hause folgte dann eine zweite Reihe in Griechenland. Als Favoriten haben sich dabei die Geschmacksrichtungen Zitrone (sehr frisch!), getrocknete Tomaten und Pesto (Basilikum mit Pinienkernen) herausgestellt, die nun in kleinen Serien produziert werden - mit reinen Zutaten und natürlich ohne all das, was niemand im Essen braucht: Zusatz-, Konservierungsstoffe oder Geschmacksverstärker.
Die so hergestellte Tapenade ist die perfekte Zutat für einen mediterranen Vorspeisenteller - pur auf frischen Weißbrot oder als Dip mit frischem Gemüse, auf dem Salat oder in der Pasta-Sauce.
Olivenölanbau in Messinien - Zahlenspiele
Olivenöl aus Messinien, auch bekannt als Kalamata-Olivenöl mit dem Label "g.U." der europäischen Union ist heute als eines der besten Olivenöle anerkannt. Wer die Region bereist, wird den Eindruck bekommen, durch einen einzigen riesigen Olivenhain zu fahren. Mich hat dabei zuletzt die Frage beschäftigt: Wieviel Kalamata-Olivenöl wird eigentlich produziert?
Also habe ich mich auf die (Google-)Suche begeben. In einem Artikel aus 12/21 wurde berichtet, das 2021 in ganz Griechenland ca. 200.000t Öl geerntet wurden, dazu ist die Rede von einem verringerten nationalem Ernteertrag um 20%. In einem anderen Artikel derselben Seite wird berichtet, dass in 2021 Messinien eine Ernte von 48.000t erwartet, also etwa ein Viertel des Olivenöls Griechenlands.
Mehrere Stellen schätzen, dass es in Griechenland 120-130 Millionen Olivenbäume gibt, die auf einer Fläche von mehr als 850.000 ha Land stehen, Tendenz steigend. Dies bedeutet, dass pro ha Anbaufläche ~150 Bäume stehen, bei uns sind es 160 auf 0,75 ha, obwohl die wirklich nicht dicht stehen.
Heruntergerechnet auf unsere 160 Bäume mit dem letztjährigen Ertrag von ~480kg Öl beträgt unser Anteil an der Ölerzeugung Messiniens also 0,001% - immerhin! Rechnet man die 4.5t Oliven, die wir 2022 geerntet haben mal hoch, so wurden 2021 in Messinien 450.000t Öl-Oliven geerntet. Zum Vergleich: Die Apfelernte in Baden-Württemberg betrug 2022 gut 400.000t